Alle Karten auf den Tisch – keine finanziellen Abenteuer für Leuchtturmprojekte!
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Behauptung Befürworter
Investitionskosten CHF 28.823 Mio.
Ehrlich gerechnet
Investitionskosten CHF 31.728 Mio.
Tief vergraben im geduldigen Kleingedruckten findet man: Die Baukostenschätzung basiert auf einem historischen Baukostenindex von 102.2 (Stand 01.04.2021). Nur ein Jahr später haben wir einen Baukostenindex von 112.5 (Stand 01.04.2022), d.h. ein Fünftklässler kann mit einem simplen Dreisatz ausrechnen, dass die Baukosten nur schon wegen bisher aufgelaufener Teuerung mindestens CHF 31.728 betragen (= CHF 28.823 / 102.2 * 112.5). Darf man fragen, wieso Stadträtin Suzanne Marclay-Merz das resultierende Finanzierungsmanko mit keinem einzigen Wort erwähnt? Geht es darum, die Volksabstimmung mit schönen Zahlen zu gewinnen, und dann anschliessend den Verpflichtungskredit der Stadt Aarau um satte 30% aufzustocken? Es fällt schwer, die im Einwohnerrat gemachte Behauptung «die Finanzierung wird vor Baubeginn sichergestellt» anders zu verstehen. Alle Karten auf den Tisch, Frau Stadträtin, und bitte keine Finanzierung eines teuren «Kulturtempels» à la Salami-Taktik!
Behauptung Befürworter
Finanzierung ist gesichert
Ehrlich gerechnet
Finanzierungsfehlbetrag von CHF 4.5 Mio.
Der Kanton Aargau hat aus dem Swisslos-Fonds am 19-Aug-2022 einen Beitrag von CHF 10 Mio. gesprochen. Der Einwohnerrat der Stadt Aarau hat mit Entscheid vom 22-Aug-2022 einen Verpflichtungskredit von 9 Mio. gesprochen und auch ja gesagt zu einem zinslosen, rückzahlbaren Darlehen im Betrag von CHF 3 Mio (Volksabstimmung pendent). Mit einem «Buebetrickli» schanzt der Stadtrat dem Projekt weitere CHF 1.12 Mio. zu, indem er die Kosten für das Vorprojekt und den Architekturwettbewerb nicht im Verpflichtungskredit inkludiert. Weiter hat die AKB ein Initialsponsoring von CHF 2 Mio. sowie einen Bankkredit von CHF 2 Mio. zugesichert. Bestätigt sind Unterstützungsgelder von Stiftungen im Betrag von CHF 90K. Zusammen ergibt das eine "gesicherte" Finanzierung von CHF 27.21 Mio. («gesichert» ist hier wirklich grosszügig auszulegen). CHF 27.2 Mio. sind aber nur 86% der heute schon notwendigen CHF 31.7 Mio. Darf man fragen, wer die fehlenden CHF 4.5 Mio. nachreichen darf? Ratlos macht auch die folgende Aussage einer Stadträtin: «Stadtrat und Verwaltung haben das Geschäft aus der Optik der Stadt, nicht aus einer Banken-Optik geprüft.» Soll das heissen, dass die Finanzierung gesichert ist, wenn man das Geschäft aus der Optik der Stadt betrachtet?
Behauptung Befürworter
Teuerung kein Problem
Tatsache
Heute schon mehr als 10%
Ausblick 2025:
CHF 37.469 Mio.
Es ist ein Faktum, dass der Baupreisindex mehr als 10 Punkte zugelegt hat in einem einzigen Jahr (01.04.2021 bis 01.04.2022). Realistischerweise muss man davon ausgehen, dass sich die zukünftige Teuerung im aktuellen Umfeld in ähnlichem Masse weiterentwickeln wird. Es ist angebracht, wenn man für die Bauteuerung bis zum Abschluss der geplanten Bauarbeiten Ende 2025 einen konservativen Wert von total +30% einsetzt. Es ergeben sich teuerungskorrigierte Baukosten von CHF 37.469 Mio. (= CHF 28.823 Mio. / 100 * 130). Damit deckt die «gesicherte» Finanzierung von CHF 27.210 Mio. nur knapp 70% der Kosten.
Behauptung Befürworter
Bauverzögerungen kein Problem
Tatsache
Verzögerungen führen zu Zusatzkosten
Es ist normal, dass bei solchen grossen Bauvorhaben Verzögerungen auftreten können. Wie beim neuen Fussballstadion zu sehen ist, können nur schon Einsprachen zu jahrelangen Verzögerungen führen. Im aktuellen Umfeld sind aber auch Lieferkettenprobleme, fehlende Arbeitskräfte oder gar Mängel bei der Energieversorgung in Betracht zu ziehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das neue KIFF erst im 2030 bezugsbereit wird, statt schon im 2025. Eine solche Bauverzögerung führt in einem Umfeld steigender Preise zu markanten Mehrkosten. Die Risiken sind schon heute bekannt - es wäre verfehlt, sie einfach zu ignorieren.
Behauptung Befürworter
Nur der Best Case ist relevant
Es braucht keinen Plan B
Ratschlag
Hoffen auf den Best Case
Planen für den Worst Case!
Im erhofften Best-Case (Baukosten 10% tiefer als vom KIFF-Projektteam geschätzt, Bauabschluss im 2025, Bauteuerung nur 2% pro Jahr) werden die Gesamtkosten CHF 30 Mio. betragen — es bleibt aber auch in diesem Falle ein Finanzierungsfehlbetrag von CHF 4 Mio. bestehen! Im absoluten Worst-Case (Baukosten 10% höher als vom KIFF-Projektteam geschätzt, Bauabschluss erst im 2030, Bauteuerung hohe 9% pro Jahr) könnten die Baukosten auf sagenhafte CHF 69 Mio. steigen. Diese riesige Bandbreite der möglichen Baukosten ist einfach nachzuvollziehen, es braucht dazu keinen Hochschulabschluss. Wer behauptet, es handle sich um reine «Zahlenjongliererei», der sucht einen billigen Ausweg aus einer wichtigen Debatte: Wer steht am Schluss gerade für diejenigen Kosten, die mit der völlig ungenügenden Finanzierung (aktuell nur CHF 27 Mio.) nicht abgedeckt sind? Der private Verein KIFF oder - wie üblich - die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler der Stadt Aarau?
Behauptung Befürworter
Einmalig CHF 10.12 Mio. plus
CHF 313'000 p.a. für 35 Jahre
Ehrlich gerechnet
Mehr als CHF 30 Mio.
Es ist davon auszugehen, dass das «rückzahlbare» Darlehen gar nicht zurückbezahlt wird, weil das KIFF von den bisher gewährten Krediten und Darlehen im Ausmass von CHF 2.22 Mio. nur gerade CHF 50K zurückbezahlt hat. Damit muss die Stadt de facto nicht nur CHF 9 Mio. abschreiben über 35 Jahre, sondern CHF 12 Mio. Die schon ausbezahlten CHF 1.12 Mio. für Vorprojekt und Architektur-Wettbewerb sind ebenfalls zu berücksichtigen. Die Stadt nimmt für die kalkulatorische Verzinsung einen utopischen Zinssatz von 1.25% an. Formal korrekt, aber sicher viel zu tief als Durchschnittssatz für die nächsten 35 Jahre. Schon heute steht der 20-jährige CHF-Swap-Satz deutlich über 2%. Das KIFF erhält auch jährliche Kulturförderbeiträge im Ausmass von CHF 381'000 pro Jahr (aktuell und bis auf weiteres). Zählt man diese Beträge zusammen, so startet man schon im ersten Jahr mit deutlich mehr als CHF 1 Mio., und über die Laufzeit von 35 Jahren läppern sich so mehr als CHF 30 Mio. zusammen. Das sind satte 50% mehr, als der Stadtrat behauptet!
Behauptung Befürworter
KIFF 2.0 muss in Aarau gebaut werden
Ratschlag
Nicht jeder Leuchtturm muss in Aarau stehen. Alternativen sind zu prüfen
Die «merkelsche» Alternativlosigkeit, das ideenlose «es gibt keinen Plan B» der Befürworter ist höchstgradig bedenklich. Wo sind nur all die «Zukunftsräumler», die jahrelang von überregionaler Zusammenarbeit geschwafelt haben, im konkreten Fall dann aber nur die Stadt Aarau als Standort sehen? Es ist nicht glaubhaft, dass es nur die aktuell vorgeschlagene Variante «MIDI Mini» geben kann. Ideenreichtum, Kreativität und Phantasie sind ja die unbestrittenen Stärken aller Akteure im KIFF-Umfeld.